Geschichte von Waidmannslust
Bondick wurde wegen seines eigenmächtigen Handels von Lessing entlassen und musste sich nach einer neuen Einkommensquelle umsehen. Er errichtete ein Fachwerkhaus (Waidmannsluster Damm 144), schmückte den Eingang mir Reh- und Hirschgeweihen und eröffnete das Wirtshaus Waidmannslust.
Für die Kinder der ersten Ansiedler war die Dorfschule in Lübars zuständig. Jedoch war sie nur nach einem 3 km langen Fußweg zu erreichen. Die Bitte, eine eigene Schule in Waidmannslust zu gründen, wurde von den Lübarser Bauern, deren Vertreter damals noch die Mehrheit in der Gemeindevertretung besaßen abgeschlagen, doch dank der Bemühungen des Vereins zur Hebung des Gemeindewohls von Waidmannslust wurde 1892 die erste Schule eingeweiht. Mit den Anfängen der Schule ist auch der Beginn der evangelischen Kirche verbunden. Kirchlich gehörte Waidmannslust zunächst zu Lübars, doch da der Weg nach Lübars immerhin eine ¾ Stunde dauerte, besuchten die Waidmannsluster nur selten den Gottesdienst. Bald wurde der Gottesdienst in einem eigens hergerichteten Betsaal in der Schule abgehalten. 1905 wurde ein Kirchenbauverein gegründet, so dass am 12.10.1912 der erste Spatenstich für den Bau der Königen Luise Kirche erfolgte.
Auch wenn Waidmannslust bis 1920 gemeinderechtlich ein Teil der Landgemeinde Lübars war, verlagerte sich das Schwergewicht der Verwaltung doch allmählich hierher: die Ansiedler bildeten Vereine um das gesellschaftliche Leben im Ortsteil zu fördern und ihre Interessen gegenüber den Lübarsern Bauern durchzusetzen. Daneben gab es den Grundbesitzerverein, einen Mieterverein, einen Kriegerverein und noch viele weitere. Ferner bestand seit August 1899 eine Freiwillige Feuerwehr. All diese Vereine führten jährlich ihre Stiftungsfeste und Bälle durch, so dass sich ein Gemeinschaftsgefühl entwickelte. Festlicher Höhepunkt des Gemeindelebens war 1895 die gemeinsame Pflanzung der Bismarkeiche.
Langsam entstand die kommunale Infrastruktur von Waidmannslust. Seit 1910 lieferte das Gaswerk der Gemeinde Tegel Gas, 1909 wurde ein Wasserleitungsnetz verlegt, 1912 erhielt Waidmannslust zusammen mit Hermsdorf elektrisches Licht. 1914 wurde die Abwasserkanalisation in Betrieb genommen. Es erschienen zwei Zeitungen: Möllers Zeitungsverlag GmbH und als Konkurrenz die Hermsdorf-Waidmannsluster Zeitung.
Nach einer durch den Krieg und die anschließende Inflationszeit verursachten Baupause beschleunigte sich der Wachstum des Ortes, auch durch die Verbesserung der Verkehrsverhältnisse; seit Juni 1925 verkehrte auf der Nordbahnstrecke die S-Bahn, 1926 wurde u. a. eine Autobuslinie eingerichtet.
schnellstens alle wichtigen und intakten Maschinene in die Sowjetunion abtransportieren. Im August 1945 übernahmen die Franzosen den Bezirk und beschlagnahmten mehrere Villen. Auf einem ehemaligen Industriegelände nahe des S-Bahnhofes wurde ein Wohngebiet, die Cité Foch, für die Angehörigen der französischen Besatzungs- und späteren Schutzmacht gebaut. Wegen Material- und Geldmangel konnten die kriegsbeschädigten Häuser nur schleppend instand gesetzt werden, die ersten größeren Neubauvorhaben starteten 1953, später wurden Reihenhäuser erbaut, der letzte große Siedlungskomplex entstand von 1966-72, die Rollbergsiedlung, hiermit sollte Abhilfe für den fehlenden Wohnraum nach dem Bau der Berliner Mauer geschaffen werden.
Langsam erholten sich die Gewerbebetriebe von den Folgen des Krieges. Im Oraniendamm und in der Nähe ansässige Fabriken und Unternehmen wurden langsam wieder aufgebaut sowie der 1959 gegründete mittelständige Betrieb Max Gierke & Söhne Bauunternehmungen GmbH im Oraniendamm 32, die gerade sein 50jähriges Bestehen feierte.
Seit Anfang der 1980er Jahre bis zum Frühjahr 2000 befand sich im Haus Düsterhauptstr. 1 das weit über Waidmannslust hinaus bekannte Restaurant von Siegfried Rockendorf.
Bondicks Hoffnung, dass sich Berlin im Norden ausdehnen würde, hat sich erfüllt. Zählte Waidmannslust 1886 nur 25 Einwohner leben heute hier ca. 10.056 Einwohner.
Quellen:
Wappen Waidmannslust - Foto
Kurhaus Bergschloss - Foto
Lampenfabrik - Foto
Gasthaus Waidmannslust - Foto
Schule Waidmannslust - Foto
Nordbahnstrecke Waidmannlslust - Foto
eigene Recherchen