Frohnau
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Geschichte von Lübars


Wappen Lübars
Bereits in der Steinzeit war das Gebiet, wie zahlreiche Funde beweisen, besiedelt, hier waren die Lebensbedingungen wegen der vorhandenen Wasserstellen überaus günstig. Später um 700 n. Chr. wurde das Gebiet von Slawen in Besitz genommen und erst 1247 wird das Dorf Lübars zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die Markgrafen Otto III. und Johann I., die gemeinsam regierten, verschrieben dem Nonnenkloster der Benediktinerinnen die Beuth, den Ertrag der Bienenzucht, von Lübars.

Wie die Nachbardörfer wurde auch Lübars um 1230 während der deutschen Ostkolonisation gegründet. Der Ortsname findet sich noch in der Umgebung von Jerichow und Salzwedel (Sachsen-Anhalt) und mag von den aus dieser Gegend stammenden Siedlern mitgebracht worden sein. Es entwickelte sich als typisches Rundlingsdorf mit einer Dorfaue, die der Mittelpunkt des dörfliechen Geschehens war.

Im Jahre 1270 wurde dann das Dorf den Nonnen übereignet, lange Zeit gehörten ihnen die Dörfer Lübars, Tegel und Dalldorf und weitere nicht unbeträchtliche Landbesitze. Die Lübarser mussten nun ihre Abgaben an Getreide und Geld an das Kloster leisten, doch blieben sie von Frondienst weitgehend verschont. Wegen der geringen Einkünfte der Pfarre wurde diese 1471 mit der Dalldorfer Pfarre zusammengelegt. Nach der Auflösung des Klosters infolge der Reformation kam Lübars 1558 unter die Herrschaft des Kurfürsten von Brandenburg und wurde dessen Amt Spandau unterstellt, die Klosterbauern wurden damit Amtsbauern. Die Lebensverhältnisse für den Bauernstand gegen Ende des 15. Jahrhunderts gestalteten sich immer schwieriger: die Steuer- und Abgabelast drückten schwer, die Pest und kriegerische Auseinandersetzungen mit Raubrittern verschonte auch Lübars nicht.

Lübars Sattelitenansicht
Der 30jahrige Krieg (1619-1648) war für Deutschland eine Katastrophe. Landsknechte zogen durch das Land; plünderten Kirchen, mordeten und steckten ganze Dörfer in Brand. Hungersnot, Krankheiten und Tod herrschten im Land. Lübars, welches abseits der großen Heerstraße und versteckt hinter den Rollbergen lag überstand die Zeit recht glimpflich, aber erst um 1700 hatten auch die Lübarser die Folgen des Krieges überwunden, die Bauern gingen daran, alte und baufällige Häuser abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen. Die neuen Häuser wurden mit Brandmauern und Schornsteinen ausgestattet, um so die Brandgefahr zu vermindern. Im Jahre 1680 bauten sich die Lübarser auch eine eigene Schmiede auf dem Dorfplatz zwischen der Kirche und der Bäke.

1717 verfügte König Friedrich Wilhelm I., neben der Anpflanzung von Maulbeerbäumen, auch die allgemeine Schulpflicht, doch der Erfolg dieser Anordnung blieb mäßig und in Lübars erfolgte der erste Schulunterricht erst 1744 in der Wohnstube des Küsters. Nach 1816 erbaute die Lübarser Gemeinde mit der Unterstützung der Königlichen Regierung eine Schule.

Trotz aller Vorsorge gab es immer wieder gewaltige Brände in den Dörfern und Städten, so auch in Lübars. 1790 brach im Pferdestall des Bauern Georg Müller ein Feuer aus und brannte das halbe Dorf brannte nieder.

Lübars Dorfkirche
Drei Jahre dauerte es, bis die Kirche wieder aufgebaut war. Um eine Wiederholung solcher Katastrophen zu vermeiden, musste die Schmiede aus dem Dorf weichen. Trotz erheblicher Beschädigungen bei den Luftangriffen des II. Weltkrieges besteht die Dorfkirche noch heute, auf dem Dorffriedhof, der die Kirche umgibt fanden 1932 die letzten Beerdigungen statt. Heute kann man dort die Grabsteine einiger alter Lübarser Familien finden.

Der Dorfschulze stand ursprünglich in einem Lehensverhältnis zu dem Markgrafen von Brandenburg, dem das Dorf zuerst gehört hatte. Das Amt war nach mittelalterlichem Recht auf den Sohn vererblich und mit dem Lehnschulzenhof sowie den zugehörigen Ländereien verbunden.

Das 19. Jahrhundert brachte den Bauern die Befreiung von Diensten und Abgaben. Der Grundherr konnte nun für ihre Freilassung keine Gelder mehr fordern und durfte ihre Kinder nicht mehr zu Gesindediensten zwingen. Der bäuerliche Besitz wurde in Eigentum umgewandelt und selbst die Naturalabgaben für den Pfarrer, den Küster und die Schmiede wurden 1880 abgelöst. Die alte Feldmark wurde vermessen und neu aufgeteilt, so dass auch die alte Flurverfassung den Fortschritt nicht hemmte. Die alten Flurnamen von Lübars leben heute noch in einigen Straßennamen weiter, wie z. B. Am Vierrutenberg, lm Vogtland, Am Wiesenende oder auch die Rollberge.

Hirtenhaus Lübars
Für Lübars wirkte sich das günstig aus, da auch die gemeinsame Hütung abgeschafft wurde, hinzu kam, dass Berlin als Absatzmarkt für ländliche Erzeugnisse durch den Ausbau der Verkehrsmittel und die stärkere Besiedlung der umliegenden Ortschaften zu einem gewissen Wohlstand im Dorf führte.

Die erste Erweiterung des Dorfes erfolgte 1850, als Lübarser Bauernsöhne die nicht den väterlichen Hof erbten und zugezogene Handwerker die Siedlung "Vogtland" vor dem eigentlichen Dorf gründeten. In den Jahren 1850-1875 entstanden kleine Höfe und Häuser von Handwerksfamilien zwischen der Quickbornersrtaße, dem Wittenauer Weg und dem Zabel-Krüger-Damm.

Auch Arbeiter von der Ziegelei wohnten hier. Im Jahre 1854 errichtete der Spandauer Ziegeleibesitzer Schulze am Hermsdorfer Weg (heute Benekendorffstr.) eine Ziegelei, nachdem dort der Lübarser Krugbesitzer Ton gefunden hatte. Die Ziegelei wurde später von Benekendorff aus Freienwalde/Oder weitergeführt, vergrößert und erlebte ihre Blütezeit um 1880. Letztere war bis 1924 in Betrieb. Sie besaß einen großen Ringofen, dessen Turm im Jahre 1932 gesprengt wurde. Die Ziegelei lieferte einst Baustoffe für die schnell wachsende Stadt. An sie erinnern heute der Ziegeleisee, an dem sich das Freibad Lübars befindet, und Straßennamen wie z. B. Tonstich-, Ziegelei- und Mergelweg. In der Benekendorffstr. 115 befindet sich heute noch ein Gebäude, das zu der alten Lübarser Ziegelei gehörte. Von der Kühnschen Ziegelei, die bereits im 19. Jahrhundert ihre Produktion einstellte, existieren keine Spuren mehr. Das Fabrikgelände wurde parzelliert und an Siedler verkauf, die sich Einfamilienhäuser bauten, die ehemalige Tongrube füllte sich mit Grundwasser und wurde ein Freibad.

Lübars Pferdehaltung
Im Ortsteil Lübars entstanden nach der Eingemeindung 1920 in die Großstadt Berlin vorbildliche Wohnsiedlungen wie z. B. 1921 die am Zabel-Krüger-Damm oder 1935 die AEG-Siedlung auf dem Kienwerder, aber auch ausgedehnte Laubenkolonien, der Not entsprossen, und verwandelten Ackerland in intensiv bewirtschaftetes Gartenland mit provisorischen Behelfsbauen, doch trotz allem wurde das Dorf nicht wie die anderen nahe bei der Stadt liegenden von der Stadt Berlin aufgesogen und völlig verwandelt. Während die meisten jetzt eingemeindeten Dörfer Reinickendorfs ihre Ländlichkeit verloren, schien der alte Bauerngeist selbst nicht aufgeben zu wollen. Die Familien die schon seit Jahrhunderten im Dorf ansässig waren, wirtschafteten weiter. Die abgeschnittene Lage nach dem Mauerbau 1961 und der wirtschaftlichen Umstrukturierung von Landwirtschaft auf Pferdehaltung und Reitsport, konnte sich das historische Dorfensemble von Lübars weitgehend erhalten.

Das Pfarrhaus der evangelischen Kirchengemeinde (Alt-Lübars 24) wurde erst 1972 erbaut. Lübars hatte früher kein eigenes Pfarrhaus und jahrhundertelang auch keinen eigenen Pfarrer. Denn schon 1471 war die Pfarrstelle aufgehoben worden und Lübars als Tochterkirche der Kirche zu Dalldorf unterstellt worden. Erst 1908 wurde die Kirchengemeinde Lübars wieder selbständig, jedoch zusammen mit dem neuen Lübars Ortsteil Waidmannslust, wo 1911 ein Pfarrhaus in der Bondickstr. erbaut wurde.

Freizeitpark Lübars
1981 erwarb das Bezirksamt Reinickendorf das Gelände südlich vom Dorfkern und errichtete die Jugendfarm Lübars, etwas später wurde der Freizeit- und Erholungspark, der an die Jugendfarm anschließt, fertiggestellt.
Am 16. Juni 1990 griff Bauer Qualitz mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr zur Selbsthilfe. Die Verbindungsstraße zwischen Blankenfelde und Lübars war noch immer mit der Mauer verschlossen. Mit einem Traktor durchbrachen sie die Mauer und öffneten so die Straße für den Verkehr. Zwei Blöcke der Grenzmauer markieren noch immer den Punkt in der Blankenfelder Chaussee, der von den Lübarsern als Checkpoint Qualitz bezeichnet wird.

1996 feierte der alte Dorfkrug, mit anschließenden Tanz- und Veranstaltungssaal, sein hundertjähriges Bestehen und bis heute ist Lübars, umgeben von Feldern und dem Fließ das letzte noch weitgehend erhaltene Dorf Berlins in dem es noch bäuerliche Familienbetriebe gibt.



Quellen:

Geschichte - Text
Jaron Verlag GmbH, Berlin (1997)
Ergänzt durch die Pressestelle Bezirksamt Reinickendorf (2002)
Zürn Werbeagentur GmbH
Fotos: Antonius, BA-Reinickendorf/Pressestelle


Lübars Dorfkirche - Foto
Schulhaus Lübars - Foto
Freibad Lübars - Foto
Jugendfarm Lübars - Foto
Freizeit- und Erholungspark Lübars - Foto
Dorfkrug Lübars - Foto
Tanz- und Veranstaltungssaal Lübars - Foto
Fließ Lübars - Foto